Nagold

Zum krönenden Abschluss erklingt die Zauberflöte

von Schwarzwälder-Bote

30.06.2015

 

Von Maria Kosowska-Németh

 

Zwei Tage lang herrschte auf der Burgruine Hohennagold der Ausnahmezustand. Das große Verbands-Chortreffen oder besser gesagt der "Liederzauber" mit 15 teilnehmenden Gesangsensembles und einem großen Publikum verlangte von den Organisatoren ein Maximum an Fleiß und Geschick. Im Endeffekt genossen unzählige Gäste den Aufenthalt auf dem Schlossberg unbeschwert und in vollen Zügen.

 

Zum Abschluss war ein Extra-Leckerbissen angesagt: die Aufführung der "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart – und zwar in heimischer Besetzung. Weil an der Vorstellung neben zwei Profisängern auch erwachsene und sehr junge Akteure von der Nagolder Musikschule mitwirkten, wurde die Oper zurechtgeschnitten. Das sonst verzwickte Libretto verwandelte Gesangsdozentin Barbara Ehmann in eine zugängliche Geschichte, unangetastet dagegen blieben mehrere komplette Arien, Duette und Chöre.

 

Bereits im Vorfeld leisteten Ehmann und ihre Schüler eine ganze Menge Arbeit. Zwar gehören die individuelle Stimmbildung, die Einstudierung der Solopartien und das Singen in Ensembles zum Standardunterricht der Musikschule, doch eine Mozart-Oper auf die Bühne zu bringen, bedeutete für alle Beteiligte eine große Herausforderung und verlangte ein Maximum an persönlichem und musikalischem Engagement. Hinzu kamen unzählige Arbeitsstunden mit Korrepetitorin Sabine Joß und szenische Gesamtproben mit dem Emminger Männerchor in der Schlussphase.

 

Ohne große Allüren, aber voller Eifer und Überzeugung brachte die gut eingespielte Truppe ihr Spektakel über die Bühne. Während Barbara (Sopran) und Stefan Ehmann (Tenor) das Publikum mehrmals von den Sitzen riss, außer Konkurrenz in den Rollen von Papagena und Papageno brillierend, boten Jürgen Porbadnigk (Prinz Tamino), Tanja Beutler, Monika Braun und Stéphanie Caupin (drei Damen) ihren Mentoren die Stirn mit einem wirklich gut gelungenen Quintett.

 

Statt drei Knaben, wie die Oper-Originalfassung vorsieht, stellten sich auf die Bühne gleich ein Dutzend Buben und Mädchen vom Kinderchor der Musikschule, mit von der Partie Matthieu Caupin von den Aureliusknaben. Ihre Soll-Chöre führten die kleinen Sänger aus allen Leibeskräften aus, und die frischen Kinderstimmen eroberten im Nu die Publikumsherzen.

 

Völlig ernst, auch mit gewisser Bewunderung nahm Stefan Ehmann junge Solisten als jugendliche Partner wahr – sowohl den Akkordeonisten Marvin Markel als auch die blutjunge Emilie Caupin (Pamina) mit ihrer gerade aufblühenden, sauberen Sopranstimme. Es schien dem Tenor-Meister eine Freude zu sein, mit der Gesangselevin auf derselben musikalischen Welle zu schwimmen.

 

Für die berühmte Arie der Königin der Nacht legte sich Tanja Beutler mächtig ins Zeug und lieferte einen emotional geladenen, geradezu weiblich rachsüchtigen Gesang voller anspruchsvoller Koloraturen. Ruhig und besonnen wirkte dagegen der profunde und saubere Bass von Werner Schmid in der Arie "O Isis und Osiris", an der sich auch der Emminger Männerchor unter der Leitung von Katharina Wilding mutig und wohlklingend beteiligte.

 

Als Zugabe wiederholte die Gesamtbesetzung den Schlusschor. Mit seinem letzten Akkord verstummte der sommerliche Liederzauber auf dem Schlossberg endgültig. Hoffentlich aber nur bis zum nächsten Mal.

 

 

 

schwarzwaelder-bote.de

Nagold Chorfest lockt Besucher auf die Burg

 Axel H. Kunert, 29.06.2015 10:52 Uhr

 

Nagold - Es hatte etwas – im positivem Sinne – von dem berühmtem Sängerkrieg auf der Wartburg: das Chorfest des Chorverbandes Kniebis Nagold, das am Wochenende die Besucher auf die Nagolder Burg lockte. Dort, wo ganz sicher zur Hochzeit des Herrschaftssitzes Hohennagold ebenfalls ab und an die Minnesänger des Mittelalters um die Wette intonierten, gaben sich die Chöre der Region im Zusammenwirken mit der Musikschule Nagold ein Stelldichein.

 

Dabei litt der Veranstaltungs-Samstag allerdings zumindest von den erwarteten Zuschauermengen her ein wenig unter dem alles andere als positiven Wetterbericht. "Es gab viele, die angerufen haben, weil sie Regen und Gewitter erwartet haben", erzählt Klaus Fischer vom Liederkranz Emmingen, dessen Chor die Organisation des Events übernommen hatte.

 

Der Liederkranz hatte im vergangenem Jahr auf der Hohennagold bereits eine eigene Chor-Hocketse veranstaltet, die damals rund 300 bis 400 Gäste auf den Nagolder Schlossberg lockte. Fischer und sein engagiertes Organisation-Team kennen also die Bedingungen, unter denen eine solche Groß-Veranstaltung an diesem ganz besonderen Ort stattfinden kann.

 

Und die, die sich von den lebhaften Wetter-Kapriolen am Samstag davon abhalten ließen, doch zu Fuß oder mit dem eingesetzten Taxi-Shuttle die so romantisch gelegene Burg zu erklimmen, verpassten etwas ganz Besonderes: Erstens regnete es nur eine Handvoll Regentropfen an diesem Nachmittag und Abend hier oben. Und zweitens gab es bereits Musik-Genuss vom allerfeinsten, der den Sängerkriegern von einst sicher in nichts nachstand.

 

Zahlreiche Chorauftritte füllen Abend

Den Auftakt machten während des "Frauennachmittags" die Damen des Frauenchors Egenhausen und des Liederkranzes Haiterbach, bevor dann nach dem gemeinsamen Singen für jedermann es auch tatsächlich zu einem kleinen "Wettsingen" mit echten Gänsehaut-Momenten kam.

 

So legten die Damen des Vokal-Ensembles "Tonart Nagold" mit Auszügen aus ihrem weltlichen Programm vor, das bereits so herrliche Momente bot, dass sich selbst die dunklen Wolken am Himmel verziehen mussten und sich immer öfter die Sonne zeigte. Wovon das nachfolgende A-cappella-Männer-Gesangs-Quartett "Hearts4" (gesprochen "Hartz Vier", weil die vier jungen Studenten nach eigener Aussage eben "arme Sängerpoeten" seien) unglaublich eindrucksvoll profitieren sollte.

 

Mitten in den schönsten Sonnenuntergang hinein intonierten die perfekt aufeinander abgestimmten zwei Tenöre und zwei Bass-Stimmen ihre zum Teil sehr frechen, zum Teil einfach nur komplett romantischen Lieder in Manier eines Barber-Shop-Quartetts. Wäre es ein echter Sänger-Wettstreit an diesem einmaligen Ort gewesen, die vier jungen Männer aus Würzbach hätten ihn ganz sicher für sich entscheiden können.

 

Am gestrigen Sonntag wurde der Liederzauber dann mit zahlreichen weiteren Chorauftritten fortgesetzt. Höhepunkt an diesem Tag: Die von Chören der Region gemeinsam mit der Musikschule Nagold einstudierten Auszüge aus der Mozart-Oper "Zauberflöte"; bei diesmal von Anfang an allerbestem Wetter, quasi Kaiserwetter auf der alten Grafenburg.

 

So dass es eigentlich kein Zweifel geben dürfte, dass diese ganz außergewöhnliche Veranstaltung an diesem geradezu magischen Ort künftig, wie vom ausführenden Liederkranz Emmingen geplant, alle zwei Jahre auf der Hohennagold stattfinden wird.