Historie

 

Eine kleine Gruppe von Männern aus Emmingen gründete im Jahre 1859 den Emminger Liederkranz. Erst rund 30 Jahre später wählten die Vereins-mitglieder einen Vorstand. Bis dahin war der sogenannte „Herr Direktor“ Leiter und oberste Respektperson im Liederkranz, der in seiner Person die drei Funktionen Dirigent, Vorstand und Organist in sich vereinigte.

Es ist aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar, wie es den Chören In den politisch wie wirtschaftlich schweren Zeiten seit Gründung bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts immer wieder gelang, beispielsweise Sängerfeste erfolgreich durchzuführen. Allein „Mobilität“ hieß damals nichts anderes als „zu Fuß gehen“ oder „mit dem Pferdefuhrwerk fahren“. In diesen Jahren war kein regelmäßiger Singbetrieb möglich. Umso erstaunlicher ist, dass der Männerchor immer mit einer stattlichen Anzahl an Sängern zu den Liederfesten fuhr.

 

Nach dem 2. Weltkrieg war die Sängerschar stark gelichtet. Der Gedanke lag nahe, die Frauen mit ins Boot zu holen. Gegen den Widerstand mancher Männer gelang es im Jahr 1950 Vorstand Erwin Martini und Dirigent Wilhelm Storz mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl, einen Frauenchor zu gründen.

Im Jahr 1959 feierte der Emminger Liederkranz als gemischter Chor das 100-jährige Jubiläum. Die große Resonanz, die der Liederkranz dabei erzielte, bekräftigte die getroffene Entscheidung. Der gemischte Chor erreichte 1959 mit 28 Sängerinnen und 52 Sängern eine bis heute in der Vereinsgeschichte unerreichte Stärke.

Nach Erkrankung von Chorleiter Wilhelm Storz übernahm 1969 sein Schwiegersohn Herbert Kalmbach mit 33 Jahren die musikalische Leitung des Chores. In den kommenden 16 Jahren setzte er durch seine sorgfältige Liedauswahl neue Akzente. Da Kalmbach gleichzeitig Dirigent der Emminger Trachtenkapelle war, lag es nahe, im Ort gemeinsame Konzerte durchzuführen.

1974 setzten Chorleiter Kalmbach und der spätere Vorstand Willi Bez mit Gründung einer Gitarrengruppe einen weiteren Impuls in der Entwicklung des Liederkranzes. Auch durch diese musikalische Bereicherung wurden die Feierlichkeiten des 125-jährigen Bestehens mit Vorstand Rolf Bez und Chorleiter Herbert Kalmbach 1984 zu einem Höhepunkt im Vereinsleben des Emminger Liederkranzes.

Im Jahr 85 wurde im Emminger Liederkranz mit Dirigentin Annette Dewes ein weiterer Entwicklungsschritt vollzogen. Ihre positive Ausstrahlung und ihre Art, Sänger zu begeistern, waren eine wahre Freude im Empfinden der Aktiven.

1976 ins Amt eingesetzt, führte Vorstand Rolf Bez 18 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Anlässlich des Stabwechsels zum heute noch amtierenden Vorstand Klaus Fischer und zu Ehren des ausscheidenden Chorleiterehepaars Dewes bescherte im Jahr 1994 ein Operettenkonzert mit einem Potpourri aus der Operette „Gräfin Mariza“ und „Csardasfürstin“ dem Liederkranz Emmingen einen weiteren musikalischen Höhepunkt.

1998 entschied sich der Verein zu einem mutigen Schritt: Dem 20-jährigen Abiturienten aus der Christopheruskantorei Altensteig, Matthias Wurster, wurde die musikalische Leitung des Emminger Liederkanzes übertragen. Der junge und engagierte Chorleiter – sein Motto: Singen muss Spaß machen – widmete sich intensiv der Jugendarbeit, und so konnte im Jahr 2000 ein Kinder- und Jugendchor gegründet werden.

Auch die Chorarbeit entwickelte sich prächtig weiter. 2001 erfüllten sich die Emminger Sänger einen Traum und gingen mir ihrem Chorleiter Matthias Wurster auf eine 5-tägige Konzertreise durch Ungarn, für alle ein Erlebnis ganz besonderer Art.

Mi einem neuen Konzept überraschte der gesamte Chor das Publikum. Unter dem Motto „Chormusik einmal anders erleben“ stellte er eine mit deutschen Kultschlagern, Hits und Evergreens aus den 60er- und 70er-Jahren bis ins Detail gestaltete Choreographie vor. Eine neue Art von Konzerten war geboren: eine begeisternde Show, ausdrucksvolle Bühnenpräsenz und sprudelnde Singfreude sind die Zutaten der neuen „Mottokonzerte“. Von Anfang an dabei ist der Jugendchor, der mit großer Begeisterung vorwiegend Songs aus dem Rock- und Popbereich sang und singt.

Einen weiteren Baustein zum Erfolgskonzept des Liederkranzes bildet die Kooperation der Generationen. Neue Impulse entstanden dadurch, dass die Jugendarbeit auf eine breitere Basis gestellt wurde, indem drei Altersgruppen eingeführt wurden.

2003 nahm der Chor beim 20. Deutschen Chorfestival in Berlin teil und wusste das Publikum durch Größe und Qualität seiner Chöre zu überzeugen. Mit dem feinen Klang, variierend und intonationssicher, verbreiteten die Sänger des Emminger Liederkranzes auf dem Chorfest in Berlin große Freude und ernteten viel Anerkennung. Die Tage auf dem Chorfest boten reichlich Abwechslung und Vergleichsmöglichkeiten.

Die erfolgreiche Jugendarbeit fand positive Anerkennung, als der Kinderchor 2006 mit dem Musical „Max und die Käsebande“ einen großen Erfolg feierte und der Jugendchor sich mit den Konzert „It´s my life“ zu seinem 5. Geburtstag ein tolles Geschenk machte.

Was ist der Verein ohne die Einbindung in ein Größeres? Miteinander und voneinander lernen -  in diesem Sinn pflegen die Aktiven seit jeher freundschaftliche Kontakte zu Chören im Chorverband Kniebis-Nagold, aber auch darüber hinaus zum MGV „Liederkranz“ Sulzbach vom Badischen Sängerbund.

In seiner heute 150-jährigen Geschichte hat der Emminger Liederkranz seine Aktivitäten und Aufgabe sehr erweitert. Benefizkonzerte, Singen in sozialen Einrichtungen, Singen in der Kirche, bei Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und Singen auf dem Friedhof gehören inzwischen zum Programm. Feste Veranstaltungen, wie die Schulhofhocketse, entwickeln sich immer wieder zum Publikumsmagneten, mit bester Unterhaltung, abwechslungsreichen Chorvorträgen, und auf die eine oder andere nicht so ganz ernst gemeinte Einlage dürfen sich die Gäste immer freuen.